Die europäische Wasserstoffwirtschaft steht vor einer vielversprechenden, aber auch herausfordernden Zukunft. Eine aktuelle Studie von Fraunhofer ISI, RIFS Potsdam und der Deutschen Energie-Agentur (dena) zeigt auf, dass trotz der geplanten großen Investitionen in die Wasserstoff-Industrie, Europa, insbesondere Deutschland, die vorhandenen Potenziale noch nicht optimal ausschöpft.

Die Studie betont ein deutliches Ungleichgewicht zwischen den gegenwärtigen Investitionen und den Potenzialen zur kostengünstigen Wasserstoffherstellung in verschiedenen Regionen. Eine mögliche Lösung sehen die Experten in einer verstärkten Zusammenarbeit auf EU-Ebene, um die Investitionen effektiver zu lenken und die Wasserstoffproduktion optimal zu gestalten.

Deutschland, trotz ehrgeiziger Elektrolyse-Ausbauziele bis 2030, wird voraussichtlich weiterhin auf Wasserstoffimporte angewiesen sein. Im Vergleich zu Frankreich und Spanien, die ihre Elektrolyse-Kapazitäten erheblich ausbauen, bleibt Deutschland mit einer geplanten Kapazität von zehn Gigawatt hinter seinen Nachbarn zurück. Die Studie warnt jedoch davor, dass das deutsche Potenzial für den Ausbau erneuerbarer Energien nicht ausreicht, um den zukünftigen Bedarf zu decken. Bis 2050 könnte Deutschland innerhalb der EU das Defizitland mit der größten absoluten Versorgungslücke werden.

Die Schlüsselrolle spielen dabei Regionen mit hohem Potenzial für Solarenergie und Windkraft, wie Norwegen, Spanien und Frankreich. Diese Länder könnten zukünftig einen erheblichen Teil des europäischen Wasserstoffbedarfs aus heimischer Produktion zu wettbewerbsfähigen Preisen decken. Die Studie unterstreicht, dass die europäische Industrie durch eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien unabhängiger von Importen werden könnte.

Trotz dieser vielversprechenden Perspektiven wird Deutschland wahrscheinlich langfristig auf Energie- und Wasserstoffimporte angewiesen sein, um die heimische Wirtschaft zu versorgen. Ähnliche Versorgungslücken sind auch in anderen Ländern wie den Niederlanden, Belgien und Tschechien zu erwarten.

Die Studie schließt mit dem Appell für eine koordinierte Anstrengung auf EU-Ebene, um die Wasserstoffwirtschaft in Europa zu stärken und die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung können die Potenziale der europäischen Wasserstoffwirtschaft optimal genutzt werden, um die Ziele einer nachhaltigen und unabhängigen Energieversorgung zu erreichen.

Link zum Original-Beitrag: https://www.isi.fraunhofer.de/de/presse/2023/presseinfo-13-hypat-wasserstoffpotenziale-europa.html